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Januar 2004:
Ein Haus für Indien

Als sich am 21. Januar der Bus von Lindenberg in Richtung Frankfurt in Bewegung setzte, waren sich alle Reiseteilnehmer darüber im Klaren, dass dies keine übliche Urlaubsreise werden würde. Vor ihnen lagen 16.300 Flugkilometer, ca. 1.400 km in indischen Bussen auf indischen Straßen und eine 400 Kilometer lange Bahnfahrt in einem klimatisierten Erste-Klasse-Abteil der Indischen Bahn. Man hatte sich auf diese Reise gut vorbereitet, mit Hilfe entsprechender Lektüre die Route schon einmal im Geiste abgefahren, sich über Sehenswürdigkeiten informiert, kurzum die Teilnehmer waren sich der Einmaligkeit dieser Reise bewusst. Der Besuch in einem Land von der zehnfachen Fläche der Bundesrepublik Deutschland und über einer Milliarde Menschen war auch in zwei Treffen entsprechend vorbereitet worden.

Die ersten Eindrücke

 

Bereits bei der Landung auf dem International Airport „Indira Gandhi“ in Delhi merkten wir, dass in Indien die Uhren anders gehen und zwar nicht nur wegen der 4 ½ -stündigen Zeitverschiebung. Das Abfertigungsgebäude glich mehr einem heruntergekommenen Bahnhof denn einem internationalen Flughafen. Dies hielt die Flughafenbediensteten jedoch nicht davon ab, die ankommenden Gäste mit strenger Amtsmiene abzufertigen. Wer sich über Bürokratismus in Deutschland beschwert, war offensichtlich noch nicht in Indien. Bei unseren sechs Flügen wurden Unmengen Papier produziert und mit einer Vielzahl von Kontrollstempeln versehen. Stempeln schien übrigens die Lieblingsbeschäftigung der einheimischen Kontrolleure zu sein.

 

Dass in Indien viele arme Menschen leben, war uns schon vorher bekannt. Wie sich die Armut dann aber in der Realität zeigte, darauf waren wir nicht wirklich vorbereitet. Schon die Fahrt vom Flughafen ins 5-Sterne-Hotel Radisson war für so manchen Reiseteilnehmer eine aufwühlende Angelegenheit. Eine unaufhörliche laut lärmende Verkehrslawine quälte sich über die Straße. Dabei schien die Hupe der wichtigste Teil eines jeden Verkehrsmittels zu sein. Das Wort Sicherheitsabstand scheint es dabei in Indien nicht zu geben, es sei denn, dass drei bis vier Zentimeter diese Bezeichnung verdienen. Wie eine Oase in einem Meer ständiger Bewegung erschien uns dabei unser Hotel. Und wenn man dann aus seinem klimatisierten Zimmer hinaus auf die Straße schaute, bekam man einen Vorgeschmack von dem, was in den nächsten 14 Tagen auf uns zukommen sollte. „Heilige“ Kühe trotteten seelenruhig zwischen laut hupenden Fahrzeugen jeder Art (überfüllte Busse, die schon bessere Zeiten erlebt hatten, dreirädrige Auto-Rikschas und Uralt-Taxen, oft älter als ihre Fahrer, aber auch verhältnismäßig neue Personenkraftwagen) und bei jedem Verkehrsstillstand mischten sich bettelnde Frauen, Kinder und behinderte Menschen  unter die Verkehrsteilnehmer.

 

Während der gesamten Reise hatten wir den Eindruck, dass Indien 24 Stunden am Tag in Bewegung ist. Wenn eine Hälfte der Menschen schlief, waren immer noch über 500 Millionen wach. Tag und Nacht unterschieden sich nur durch hell und dunkel, nicht jedoch durch einen Rückgang des Verkehrsaufkommens oder eine ruhigere Lebensart.

 

Dass Delhi bei diesem Mega-Verkehr ständig unter einer giftigen Smogwolke lag, braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden. Mülltrennung und Entsorgung ist in Deutschland eine sehr kostspielige und manchmal nervige Angelegenheit. Nachdem wir in Indien waren, sieht der eine oder andere Reiseteilnehmer die Müllproblematik sicherlich mit ganz anderen Augen. Denn was passiert, wenn Müll nicht entsorgt wird, kann man in den indischen Großstädten sehen. Er liegt in der Landschaft herum, von Menschen und Tieren ständig nach Essbarem durchwühlt. Die vergiftete Umwelt scheint neben der außer Kontrolle geratenen Geburtenrate wohl das größte Problem des indischen Subkontinents zu sein.

 

Indien ist aber mehr als immerwährender Verkehrs-Gau, geschädigte Umwelt und unkontrollierbare Menschenmassen. Indien war für uns eine Reise wert. Indien hat  jeden von uns in seinen Bann gezogen. Von Indien kommt man nicht nach Hause und sagt: „Das war’s.“ Indien muss nachbereitet werden.

Verschiedene Religionen, die Mogulkaiser und der Maharadscha

 

In Indien existieren verschiedene Religionen weitestgehend friedlich nebeneinander. Dabei sind 82,64 % Anhänger des Hinduismus, 11,35 % Moslems, 2,43 % Christen, 1,96 % Sikhs, 0,71 % Buddhisten und 1,61 % Anhänger anderer Religionen. Die  hinduistische Kultur ist dabei tief im Wesen der indischen Menschen verankert und überlagert auch die anderen Religionen, einschließlich des Christentums und hier besonders des Katholizismus.

 

In der ersten Woche war ein Besichtigungsmarathon angesagt. Neben religiösen Kultstätten wie Moscheen und Tempeln waren die Bauwerke aus der Zeit der Mogulkaiser von besonderem Interesse. Sie beherrschten vom 16. bis 18. Jahr- hundert weite Teile des indischen Subkontinents und drückten insbesondere dem Städtedreieck Delhi – Agra – Jaipur ihren Stempel auf.

 

In einem Touristenbus ging es über Land, von Delhi nach Agra und Jaipur wieder zurück nach Delhi. Busfahren in Indien ist für uns Mitteleuropäer ein Grenzwert- erlebnis, insbesondere die Nachtfahrten bleiben in Erinnerung. Indische Busfahrer sind Künstler ihres Faches, denn anders ist es nicht zu erklären, dass wir alle Reiseziele ohne Zwischenfall erreichten.

 

Bei einer Stadtrundfahrt durch Neu- und Alt-Delhi besichtigten wir u.a. das 72,5 Meter hohe Qutab Minar, die Jama Masjid-Moschee, übrigens die größte Moschee Indiens, den Bahai-Tempel, Delhis neues spektakuläres Wahrzeichen, und den Birla- Tempel, ein beliebtes Hinduheiligtum.

 

Agra war nach waghalsiger Busfahrt unser nächstes Ziel. Die Stadt am Ufer des Yamuna hatten die Mogul-Kaiser zu ihrer Hauptstadt erkoren. Dort befindet sich auch das Taj Mahal, das wohl bekannteste Baudenkmal Indiens. Der Mogul-Herrscher Shah Jahan hatte das Mausoleum im Jahre 1631 für seine verstorbene geliebte Königin Mumtaz Mahal bauen lassen. An dem Mausoleum von beispielloser Schönheit bauten außergewöhnliche Künstler und 20.000 Arbeiter 22 Jahre lang. Eine weitere Sehenswürdigkeit in Agra war für uns das Agra-Fort.

 

Am späten Nachmittag ging es dann weiter nach Jaipur. Jaipur wurde 1728 vom Maharadscha Raja Jai Singh II gegründet und soll die erste am Reißbrett geplante Stadt Indiens gewesen sein. Jai Sinh war ein ungewöhnlicher Mann, der der Stadt seinen Stempel aufdrückte. Neben dem Hawa Mahal (Palast der Winde) und dem Stadtpalast waren das Jantar Mantar, das größte steinerne Observatorium der Welt, und das etwas außerhalb Jaipurs gelegene Amber Fort herausragende Besichti- gungsziele. Der Weg zum Fort wurde übrigens von den meisten Reiseteilnehmern auf den Rücken von Elefanten zurückgelegt.

Am späten Nachmittag ging es dann zurück nach Delhi. Die drei Städte liegen jeweils ca. 200 Kilometer außeinander. 200 Kilometer bedeuten in Indien mindestens vier Stunden Busfahrt der bereits zuvor beschriebenen Art.

Delhi – Hyderabad, ein ganz normaler Inlandsflug

 

Der nordindische Teil unserer Reise war abgearbeitet. Ein Nachtflug nach Hyderabad mit Umsteigen in Mumbai (früher Bombay) stand auf dem Programm. Während unserer Reise konnten wir folgende Erfahrung machen: Inder reisen grundsätzlich mit kleinem Gepäck, Deutsche dagegen mit großem Gepäck, manche sogar mit sehr großem. Man sorgt halt für alle Notfälle vor. Ein Nachtflug in Indien läuft z. B.  folgen- dermaßen ab: im Flughafen Delhi einchecken (mit allen Formalitäten), im Flughafen Mumbai auschecken (mit allen Formalitäten), das Flughafengebäude am Tor 26 verlassen, 200 Meter am Gebäude entlang laufen (mit Koffern und Handgepäck), am Tor 36 wieder ins Flughafengebäude eintreten (mit Kontrolle und allen Formali- täten), einchecken und nach Aufruf in neuen Flieger einsteigen, in Hyderabad aussteigen und im Flughafengebäude auf das Gepäck warten. Dieses wird dann im Normalfall nach einigen Minuten auf dem angezeigten Förderband in das Flughafen- gebäude transportiert, der Flug ist beendet, man kann das Flughafengebäude verlassen und sich in Richtung Hotel begeben – im Normalfall. Wenn aber das Gepäck auch nach zwei Stunden noch nicht da ist, muss man sich Sorgen machen, denn dies ist nicht der Normalfall. Nun stand unsere Gruppe also da, müde, verschwitzt und ohne Gepäck – für einen Durchschnittsdeutschen nicht gerade eine einfache Situation. Hektische Ermittlungen begannen. Ergebnis: 750 Kilogramm Gepäck wurden in Mumbai nicht in den richtigen Flieger, sondern auf den falschen Flughafen transportiert. Aber man hatte es bereits bemerkt und zugesagt, das Gepäck im Laufe der Woche nachzuliefern. Wie sollten wir diese Zeit überstehen, ohne Kleidung und Zahnbürste, und das bei 30 Grad Celsius? Auf der Fahrt ins Hotel, inzwischen wurde es bereits hell, war die Stimmung eher gedrückt. Wir hatten Hyderabad erreicht, aber ohne Gepäck.

 

Obwohl Grund zu schlimmsten Befürchtungen bestand, wurde wider Erwarten das Gepäck bereits am Abend direkt in das Hotel geliefert. Das heißt, fast das gesamte Gepäck – denn ein Koffer steht noch heute auf dem Flughafen in Mumbai. Aber es besteht die berechtigte Hoffnung, dass auch dieser im Laufe der nächsten Wochen wieder zu seinem Besitzer zurückfindet.

 

Natürlich stand auch in Hyderabad eine Stadtrundfahrt auf dem Programm. Besichtigt wurden u.a. der Hindu-Tempel Birla-Mandi, das Golkonda-Fort, das Charminar-Tor (Wahrzeichen Hyderabads) und die Mecca-Masjid-Moschee. Hyderabad, die Hauptstadt des Bundesstaates Andhra-Pradesh, ist eine moderne und in eine schöne Landschaft eingebettete Boomstadt. Wegen ihrer wachsenden Software-Industrie wird sie bisweilen auch „Cyberabad“ genannt. Sie entstand aus den durch den Hussain-Sagar-See getrennten Zwillingsstädten Hyderabad und Secunderabad.

 

Die indischen Menschen

In den großen Städten des Nordens hatte man nicht selten den Eindruck, von den Menschenmassen erdrückt zu werden. Immer dann, wenn wir uns unter die Menschen mischten, wurden wir von den Einheimischen wie Wesen aus einer anderen Welt bestaunt, und es dauerte nicht lange, bis ein Heer von Bettlern uns umlagerte. Es waren armselige Gestalten, denen die Armut aus den Gesichtern schaute. Dennoch hatten wir die Anweisung, kein Geld zu geben, weil durch die Vielzahl der Bettler solche Situationen leicht außer Kontrolle geraten konnten.

 

Ganz anderer Art waren jedoch unsere Begegnungen mit den Menschen in den Projekten der Diözese Guntur. Wir trafen hoch engagierte Priester und Laien, herzliche, freundliche Menschen, die jedes Mal für uns ein richtiges Begrüßungsfest veranstalteten. Darauf waren wir nicht wirklich vorbereitet gewesen. Bereits die Begrüßung im Marienwallfahrtszentrum Sagar-Matha war so herzlich, dass viele Reiseteilnehmer ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnten. Es war die unbeschreibliche Freude der Menschen, die Fröhlichkeit der Kinder, die uns zeitweise die Fassung verlieren ließ.

 

Das gleiche Zeremoniell erwartete uns am nächsten Tag in Patibandla, der Heimatpfarrei von Kaplan Rayapareddy Allam, und am Abend in Pedda Kura Padu. Die Einzüge waren riesengroße Spektakel. Nach Trommlern und Musikern folgten tanzende Kinder, dann die Gäste aus dem fernen Deutschland, den Abschluss bildeten die Einheimischen. Alle Gäste erhielten Blumenkränze und wurden an Stirn und Füßen (nicht selten auch an der Hose) mit unterschiedlichen Farben bemalt. Dem Einzug folgten immer Tanzdarbietungen und die Begrüßung durch den einheimischen Pfarrer.

 

Beim Marienwallfahrtsort Sagar-Matha handelt es sich in erster Linie um ein Marien-Zentrum. Da die Menschen an diesem großen Stausee, nach dem auch der kleine Ort benannt wurde, in ihrer Mehrzahl als Nomaden umherziehen, wurden dem Zentrum eine Schule und ein Kinderheim angegliedert, in dem die Kinder wohnen, die sonst nicht jeden Tag die Schule besuchen könnten. Das Zentrum wird von Pfarrer Bala Yeruva jun. geleitet.

 

In Patibandla, dem Heimatort von Kaplan Rayapareddy Allam, wurden durch das Kinderhilfsprojekt Guntur ebenfalls eine Grundschule und ein Kinderheim eingerichtet. Bei unserem Besuch haben viele Kinder erstmalig in ihrem Leben neue Kleidung erhalten. Das Projekt in Patibandla wird vom Gemeindepfarrer Papaiah und Kaplan Josef geleitet. Patibandla hat ca. 5.500 Einwohner, wovon ca. 4.000 Katholiken sind. Noch nie hatte der Ort zuvor Besuch von einer so großen Gruppe von Europäern. Selbstverständlich gehörte auch ein Kurzbesuch bei den Eltern von Kaplan Rayapareddy Allam zum Programm.

 

Pfarrer Inna Kolukula leitet die katholische Pfarrei in Pedda Kura Padu. Auch hier wurden eine Grundschule und ein Kinderheim errichtet. Beim Einzug in das Pfarrzentrum durfte Pfarrer Neumer auf einem von Wasserbüffeln gezogenen Karren Platz nehmen. Originalton Neumer: „A, der Empfang war jo feierlicher als bei meiner Primiz!“ Das Fest endete mit einem gemeinsamen Abendessen mit Pfarrer Kolukula Inna und seinen Mitarbeitern. Von den ca. 10.000 Einwohnern sind in Pedda Kura Padu gerade einmal 500 Katholiken.

 

Eine Einweihung ganz besonderer Art erlebten wir in Bapatla, einer Stadt mit ca. 80.000 Einwohnern. Die Pfarrei Bapatla hat mit allen Filialgemeinden gerade einmal 2.500 Katholiken. In Bapatla leben insgesamt jedoch 30.000 Christen, die in ihrer Mehrzahl jedoch Anhänger der Heilsarmee und verschiedener Freikirchen sind. Nach einer kurzen Besichtigung des Pfarrzentrums mit Kirche, Schule und Kinderheim setzte sich ein langer Zug durch den Ort in Bewegung, galt es doch ein Haus einzuweihen, das eine Lindenberger Familie gespendet hatte. Es war ein richtiges Fest. Der überglückliche Hausherr hatte sich für das feierliche Ereignis in Ermangelung eines eigenen ein Hemd von Gemeindepfarrer Bala Yeruva sen. ausgeliehen.

 

Es war die Übergabe dieses Hauses und die Freude der jungen Familie, die bei unserer Reisegruppe einen besonderen Eindruck hinterließ. Das Haus kostete gerade einmal 1.200 €. Geld, das aber nicht besser hätte angelegt werden können. Bereits auf der Rückfahrt hatte sich ein Ehepaar aus der Reisegruppe entschlossen, die Kosten für ein weiteres Haus zu übernehmen. Und auch die anderen Reiseteilnehmer waren so beeindruckt, dass sie am Schluss der Reise eine Sammlung für ein drittes Haus für Indien durchführten.

 

Oberstes Ziel aller von uns besuchten Projekte ist es, den Menschen ein Obdach und den Kindern Bildung zu geben. Einmal davon abgesehen, dass dies für die Betroffenen ganz besondere Lebensperspektiven eröffnet, können diese in ihrem gewohnten Lebensumfeld verbleiben und sind nicht zur „Flucht“ in die großen Städte gezwungen, die schon heute aus allen Nähten platzen. Delhi mit ca. zwölf Millionen Menschen, Mumbai mit über achtzehn Millionen, aber auch die „kleineren“ Städte wie Hyderabad oder Chennei mit fünf bis sechs Millionen Menschen können einfach keinen Zuwachs mehr verkraften. Es sind ausschließlich die ganz armen Menschen, die oft keinen Ausweg mehr wissen, als ihr Glück in der Stadt zu versuchen. Ihnen heute zu helfen, ist der erste Schritt, um die Probleme dieses riesigen Landes mittel- bis langfristig in den Griff zu bekommen.

 

Es war schon beeindruckend, was in der Diözese Guntur mit einem Anfangskapital von gerade einmal 250 Rupien (5 €), die dem damaligen Gemeindepfarrer Rayapareddy Allam bei der Übernahme der Pfarrei Bapatla zur Verfügung standen, mit finanzieller und ideeller Unterstützung der Freunde aus Deutschland gewachsen ist. Selbstverständlich stehen die Schulen und Kinderheime Kindern aller Religionen offen. Einzige Aufnahmekriterien sind die große Armut der Familie und die Zustimmung der Eltern zum Schulbesuch.

Bleibt abschließend zu erwähnen, dass die Pfarrer Bala Yeruva jun. und sen., Inna Kolukala sowie Kaplan Rayapareddy Allam aus dem gleichen Ort stammen, etwa gleich alt sind und am gleichen Tag zu Priestern geweiht wurden.

 

Der Dalai Lama, ein gestresster Reiseführer und der Bischof

 

Was wäre noch erwähnenswert von unserer Indienreise? Vielleicht der Dalai Lama, der sich wie wir im Hotel Radisson eingemietet hatte. Oder unser Reiseführer, für den das Ganze eine einzige „Stressveranstaltung“ war. Ständig war er bemüht, seine „Herde“ zusammenzuhalten, war Ansprechpartner für alle Fälle, und wie er mit dem zur Verfügung stehenden Mitteln die ganze Reise finanziert hat, ist sowieso nicht nachvollziehbar. Die Gruppe, die sich optimal ergänzte und auch die Reisestrapazen wie Nachtflüge und Nachtfahrten mit dem Bus gelassen ertrug, verdient ein besonderes Lob. Auch die Fahrt im klimatisierten Erste-Klasse-Abteil der indischen Bahn nach Cennei (früher Matras) bleibt in Erinnerung. Ja, und dann war da noch das Abendessen beim Bischof der Diözese Guntur, Dr. Gali Bali. Fast zweieinhalb Wochen waren wir unterwegs. Eine Reise, die sicherlich noch lange nachwirken wird.

 

Heinz Seiler

Das Kinderhilfsprojekt Guntur fördert in der Diözese Guntur zurzeit folgende Einrichtungen:

in Pantibandla ein Kinderheim und eine Schule

in Atthalur jeweils ein Kinderheim für 51 Mädchen und 70 Jungen

in Siripuram ein Kinderheim für 25 Jungen und

in Nallapadu ein Kinderheim für 30 Jungen.

 

In den Orten Atthalur, Siripuram und Nallapadu befinden sich staatliche Schulen. Kinder, die weit entfernt wohnen und deshalb nie die Schule besuchen könnten, werden unter der Woche in den Kinderheimen aufgenommen.

 

Bischof Dr. Gali Bali wies in einem Gespräch darauf hin, dass sich auf dem flachen Land natürlich auch der Staat engagiere. Er stellt in verschiedenen Förderprojekten armen Familien Geld für den Bau von Häusern zur Verfügung. Einzige Voraussetzung ist, dass diese das Fundament des Hauses (Kosten jeweils 150 bis 200 €) selbst finanzieren. Und hier beginnt für viele Familien das Problem. Sie sind nicht in der Lage, den Eigenanteil aufzubringen, das staatliche Geld wird nicht ausgezahlt, das Haus kann nicht gebaut werden.

 

Der Bischof sieht hier einen weiteren wichtigen Ansatzpunkt für das Kinderhilfsprojekt Guntur: Mit verhältnismäßig geringen Mitteln könne einem großen Personenkreis geholfen werden. Die Übernahme der Kosten für das Fundament durch das Kinderhilfsprojekt Guntur könne vielen Familien zu einem eigenen Haus verhelfen.

 

Wer spenden will, kann dies durch Übernahme einer Patenschaft für ein indisches Kind tun (monatlich 10 €/jährlich 120 €) oder durch eine Einzelspende, über deren Höhe der Spender selbst entscheidet. Alle Spenden fließen ungekürzt in die betreffenden Projekte.

 

Heinz und Ilse Seiler

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